Blutegeltherapie

Der Blutegel gehört zu den Ringelwürmern und ist somit verwandt mit dem Regenwurm.

Es gibt weltweit ca. 600 blutsaugende Egelarten, von denen etwa 15 medizinisch eingesetzt werden. In West-Europa werden Hirudo verbana und Hirudo medicinalis am häufigsten verwendet.

Wichtig!: Blutegel unterliegen dem Artenschutz, und dürfen somit nicht ohne Weiteres ein-oder ausgeführt werden. Für die Ein- oder Ausfuhr aus nicht medizinischen Gründen wird eine „Cites-Bescheinigung“ benötigt!

Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Heilmethoden überhaupt (Müller, 2002).

Nachweislich wird der Blutegel in der Heilkunst schon seit ca.3000 Jahren eingesetzt.

Erfolgreiche Dokumentationen findet man in Bereichen der indischen und der chinesischen Medizin. Auch die alten Griechen und unsere Vorfahren aus dem Mittelalter behandelten schon erfolgreich.

Bei der Blutmahlzeit des Egels werden verschiedene positiv wirkende Substanzen im Speichel freigesetzt.

Ein kleiner Auszug:

Hirudin:

stark gerinnungshemmend, direkter Hemmstoff des Thrombins, wirkt nur kurzzeitig und hält das Blut vor allem für die Nahrungsaufnahme flüssig.

Calin:

Stark gerinnungshemmend, wirkt länger als Hirudin, sorgt für eine ausreichende Nachblutung und somit Wundreinigung

Hyaluronidase:

Setzt die Permeabilitätsbarriere herab und erleichtert somit den Durchtritt der Wirkstoffe durch Zell- und Gefäßwände, wirkt leicht antibiotisch

Weitere:

Histaminähnliche Substanzen erweitern die Gefäße und der Egel wird so durch den schnelleren Blutfluss schnellstmöglich mit Blut versorgt.

Bdellin, Egline und Kollagenase wirken teils gerinnungshemmend, teils entzündungshemmend, teils wachstumsfördernd für Neurite.

Weitere Wirkungen und Substanzen werden zurzeit noch untersucht.

Durch den Speichel des Egels ist die Blutgerinnung herabgesetzt, was bedeutet, dass die Bissstelle bis zu 36h nachbluten kann. Dies schreckt viele Patientenbesitzer ab, sieht aber schlimmer aus, als es ist.

Je nach Größe des Egels, und natürlich auch angepasst auf den Patienten, werden insgesamt bei der Mahlzeit und der Nachblutung ungefähr 50ml-100ml Blut verloren.

Insgesamt kann die Wirkung der Egeltherapie mit folgenden Eigenschaften zusammengefasst werden:

  • Antiphlogistisch
  • Schmerzlindernd bis zur Analgesie
  • Durchblutungsfördernd
  • Lymphstrom erhöhend
  • Blutverdünnend
  • Antibiotische Wirkung
  • Durch die lokale Gefäßerweiterung krampflösend

 

Indikationen:

  • Diskopathien (Bandscheibenerkrankungen)
  • Entzündungen der Gesäugeleiste
  • Hüft-oder Ellbogengelenksdysplasie
  • Leckekzem, Hot Spot und Ekzeme allgemein
  • Abszesse
  • Lumbago und Ischialgie
  • Weitere Entzündungen der Nerven
  • Schlechte Wundheilung
  • Postoperative Verbesserung der Narbenbildung (v.a. Hündinnen nach der Kastration)
  • Spondylosen
  • Arthrosen
  • Arthritiden
  • Entzündungen, Verletzungen der Sehnen, Bänder und Muskeln
  • Entzündliche Ödeme
  • Entzündliche Zeckenbisse
  • Venenstauungen
  • Verbesserte Heilung nach Amputation

Kontraindikationen

  • Anämie (Blutarmut)
  • Arterielle Verschlussstörungen
  • Blutgerinnungshemmende oder blutverdünnende Medikamente
  • Blutgerinnungsstörungen (im allgemeinen)
  • Diabetes mellitus
  • Fieber
  • Bekannte Allergien auf Histamin
  • Kachexie
  • Leukämien
  • Magengeschwür
  • Maligne Tumoren
  • Medikamente der Parasitenabwehr / Repellents
  • Quecksilberhaltige Medikamente
  • Schmerzmittel

©Anke Kusch